26.03.2022

Locker vom Hocker oder Waldlaufen in der freien Natur

Serie Kamp-Lintfort Locker vom Hocker oder Waldlaufen in der freien Natur: Der Lintforter Turnverein macht Senioren unterschiedliche Breitensportangebote, um körperlich fit zu bleiben. Ziel ist die Teilhabe bis ins hohe Alter.

Von Anja Katzke

Inge Trippe streckt ihre Hand nach oben, so als wolle sie einen Apfel vom Baum pflücken. Danach zeichnet sie mit dem Arm eine Acht in die Luft: „Es gibt ja Leute, die Hockergymnastik langweilig finden und belächeln“, sagt die Seniorin aus Kamp-Lintfort. „Aber die sollen diese Übungen erst einmal mitmachen, vor allem wenn eine nonstop auf die nächste folgt. Dann kommt man auf dem Hocker ganz schön ins Schwitzen“, betont sie. Seit zwei Jahren verpasst die Kamp-Lintforterin keine Sportstunde beim LTV: Einmal in der Woche geht‘s zur Hockergymnastik in die Halle, zweimal zum Waldlaufen in die freie Natur: „Das hält fit“, betont sie und findet die Zustimmung ihrer Sportkollegin Claudia Rennings: „Bei dieser Gymnastik wird der ganze Körper in Bewegung gebracht – von den Halswirbeln bis zu den Knien“, erklärt sie lächelnd.

Sie stieß nur kurz nach Inge Trippe zu diesem Breitensportangebot im Lintforter Turnverein (LTV), das sich an Senioren richtet, die ihren Körper in Bewegung halten möchten. Teilhabe bis ins hohe Alter wird in Kamp-Lintforts mitgliederstärksten Sportverein, der in diesem Jahr den 95. Geburtstag feiert, groß geschrieben. „Wir verstehen den Sport als lebensbegleitend“, sagt Geschäftsführerin Ulrike Plitt, die zugleich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Früher haben sich die Leute aus dem Verein abgemeldet, wenn sie aus Altersgründen ihren Sport nicht mehr betreiben konnten. Wir machen unseren Senioren dann eben andere Angebote, damit wir in Kontakt bleiben können. Sie sollen den LTV als ein Zuhause empfinden“, wünscht sich Ulrike Plitt.

Hockergymnastik wird heute in vielen Einrichtungen angeboten, denn wer rastet, der rostet. „Es ist eine klassische Fortbildung, die auf die Bedürfnisse von hochaltrigen Menschen ausgerichtet ist“, erläutert Plitt, die sich selbst für den Sport in der Krebsnachsorge engagiert. Liesel Giebichenstein ist das Vorbild der LTV-Geschäftsführerin. „Der LTV hat seinerzeit die Obhut über ihre Gruppe übernommen.“ Wie der Name Hockergymnastik schon sagt, werden viele Übungen im Sitzen durchgeführt. Hockergymnastik kann für Senioren mit und ohne Einschränkung ein sanfter Weg sein, um Muskeln aufzubauen, die Beweglichkeit zu erhalten und sich fit zu halten. Viele Übungen lassen sich ohne Hilfsmittel durchführen, für andere werden zum Beispiel Bälle oder Tücher benötigt. „Es geht über die Bewegungen in die Anstrengung hinein. Die Muskulatur wird durch die Erwärmung dehnbarer. Und der Kreislauf ist sofort super in Form“, berichtet Claudia Rennings, die in jüngeren Jahren Volleyball beim LTV gespielt hatte. Und Hockergymnastik halte so einige Herausforderungen parat, sagt sie: „Zum Beispiel, wenn man mit den Füßen etwas anderes tun soll als mit den Händen. Das sind so genannte Koordinationsübungen.“ Das Schöne an der Hockergymnastik sei aber, darin sind sich die Seniorinnen einig, dass man die Übungen auch ganz einfach in den Alltag integrieren könne. Und die Übungsleiterin sei sehr einfühlsam, berichtet Inge Trippe. „Für mich passt alles. Die Leute sind alle in meinem Alter, ich fühle mich wohl in der Gruppe.“ Aktuell treffen sich zwölf Teilnehmer ab 70 Jahren aufwärts beim LTV regelmäßig zur Hockergymnastik.

Wer Interesse hat, kann jederzeit dazustoßen: „Der Umgang ist offen und sozial, so wie man in Kamp-Lintfort überhaupt ist. Wir haben Spaß und lachen viel. Es fühlt sich an, als wäre ich schon seit zehn Jahren dabei“, betont Claudia Rennings. Sie und Inge Trippe haben selbst während der beiden Lockdowns nicht mit ihrem Sport ausgesetzt. „Die Gruppe wurde geteilt, und die Halle ist ja riesig. Da kommt man sich nicht in die Quere.“

Letzte Änderung: 15.03.2023 um 16:37