08.03.2022

Kugelsport-Treff

Der Lintforter Turnverein plant ein neues Breitensportangebot in der Stadt: Der Kugelsport-Treff soll inklusiv sein, also allen offen stehen. Los geht es im Frühsommer. Kooperationspartner ist die Beratungsstelle KoKoBe in Kamp-Lintfort.

Von Anja Katzke

„Das macht Spaß!“ Die Frauen und Männer, die sich an diesem Morgen auf den Boule-Bahnen im Zechenpark treffen, lassen die silbernen Kugeln rollen. So nah wie möglich sollen sie ans Schweinchen ran. So nennt man die Zielkugel beim Boule. Gesellig ist das Spiel. Und gute Laune macht es auch. „Es ist eine wunderbare Sportart, die für alle Menschen geeignet ist“, sagt Ulrike Plitt, Geschäftsführerin des Lintforter Turnvereins (LTV) und schaut der bunt gemischten Gruppe zu, die schon mal in das Breitensportangebot hineinschnuppern darf, das der LTV ab dem Frühsommer neu in seinem Programm hat. Boule sei im besten Sinne inklusiv, sagt Ulrike Plitt, die seit fünf Jahren auch stellvertretende Vorsitzende des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes NRW ist. Auch der Fachverband verzeichne in seinen Reihen eine wachsende Beliebtheit für den Kugelsport, in dem Fall Boccia. Jedes Jahr kämen, so der Verband, neue Mannschaften hinzu. Deshalb soll das neue LTV-Breitensportangebot im Verbund mit dem Fachverband angeboten werden.

Mit dem BRSNW, so die Abkürzung des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes, ist der Lintforter Turnverein seit seiner Teilnahme an zwei landesweiten Modellprojekten zu den Themen „Sport und Inklusion“ sowie „Sport und Demenz“ eng verbunden. „Die Zusammenarbeit mit dem Fachverband hat unserem Verein viel gegeben. Es ist ein Geben und Nehmen“, sagt Plitt. Heute wird im LTV die Inklusion gelebt. Alle Übungsleiter sind entsprechend geschult. Auch das neue Breitensportangebot, eines von insgesamt zehn im Verein, soll deshalb inklusiv und offen für alle sein. Kooperationspartnerin ist die Beratung- und Koordinierungsstelle KoKoBe mit Sitz an der Markgrafenstraße in Kamp-Lintfort. Die Stelle berät Menschen mit geistiger Behinderung, deren Eltern, Geschwister und Freunde sowie Betreuer und unterbreitet Freizeit- und Kontaktangebote. So findet unter anderem einmal im Monat ein Offener Treff statt. „Wir geben außerdem alle drei Monate den kostenlosen Veranstaltungskalender „Gemeinsam“ heraus, der verschiedene Angebote im Sport oder in der Kultur veröffentlicht, die alle mitmachen können. Mit dem LTV verbindet uns seit vielen Jahren eine gute Kooperation“, sagt Eckhard Wolf, Ansprechpartner der KokoBe in Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn. Solche Angebote, wie der LTV jetzt mit den Boule-Treffs plane, seien wichtig, um Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. „Boule ermöglicht ein besonderes Miteinander. Jung und Alt können hier mitmischen. Auch Rollstuhlfahrer können sich im Zechenpark am Spiel beteiligen. Und für Boule braucht man nicht viel: einen geeigneten Treffpunkt wie der im Zechenpark oder im Terrassengarten des Klosters Kamp, Sonnenschein und einige Mitspieler, die sich locker verabreden“, betont Ulrike Plitt. Die Teilnahme sei an keine Mitgliedschaft im Verein gebunden. Der LTV habe sich schon vor Jahren Gedanken gemacht, wie man sich auf den Bedarf und die Bedürfnisse von behinderten Menschen einstellen könne. Vorbild sei ein Übungsleiter in den eigenen Reihen gewesen, der Bewohner des Peter-Jansen-Hauses beim Fußball betreute. „Er hat das im Umgang mit den Bewohnern so gut gemacht“, erzählt Ulrike Plitt. Der neue Boule-Treff, den der LTV etablieren möchte, soll nicht vom Leistungsgedanken getragen sein. Geselligkeit, Freude an der Bewegung und der Spaß stehen im Mittelpunkt. Auf die Idee, dieses inklusive Angebot im Breitensport zu verankern, kam der Turnverein über die Boule-Freunde Kamp, die sich seit der Laga treffen und unter dem Dach des Laga-Fördervereins eine Heimat gefunden haben. Auftaktveranstaltung soll im Frühsommer ein gemeinsames Boule-Fest im Zechenpark sein. Ulrike Plitt kann es sich gut vorstellen, die Treffs im Sommer zu etablieren und dann bis zur nasskalten Jahreszeit nachhaltig zu verstetigen. „Bei Schlechtwetter stellen wir dann einfach von Outdoor auf Indoor um“, betont die Geschäftsführerin.

Letzte Änderung: 15.03.2023 um 16:37